13.000 Kilometer mit einem kleinen Bus durch vier Länder gefahren. Das schweißt zusammen. Bei der Filmpremiere präsentierten sich die Filmcrew, zwölf Jugendliche und das Leitungsteam aus dem evangelischen Kirchenkreis An Nahe und Glan (Andreas Duhrmann, Stephanie Otto, Jutta Dehn) mit Heinz Hesdörffer als durch eine enge Freundschaft getragene Gemeinschaft.

Eine Freundschaft in einer Stadt, in der Heinz Hesdörffer als Jude nach 1933 „nicht mehr erwünscht war.“ Die Oberbürgermeisterin verwies darauf „welch tiefer Einschnitt“, die Machtergreifung der Nationalsozialisten für die jüdischen Mitbürger in Bad Kreuznach bedeutete. Heinz Hesdörffer, dessen Vater eine Zuckerwaren- und Schokoladenfabrik im Zwingel betrieb, war fortan der „Judd“, den man in den Schulpausen in den Mülleimer steckte und verspottete, aber von ihm abschrieb, weil seine Klassenkameraden wegen der vielen Märsche mit der Hitlerjugend keine Zeit mehr für die Hausaufgaben hatten.

Im Film begleiten ihn die Jugendlichen zu einigen Stationen in Bad Kreuznach, zum Nachbargebäude des Elternhauses, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, und zur ehemaligen Grundschule in der Planiger Straße, die er ebenfalls besuchte. Viele Stationen seines Leidenswegs sind zu sehen, aber immer im Gespräch und in Begleitung der Gruppe. Das Grauen jener Zeit in den Konzentrationslagern wird durch die Interviewsequenzen deutlich. Sein Schmerz über den Verlust der wenigen persönlichen Fotos von Mutter und Bruder, die beide vermutlich 1942 in Auschwitz ermordet wurden, berührt sehr. Die Bilder, in Hesdörffers Schuhsohlen versteckt, wurden von einem SS-Aufseher gefunden, der ihn dafür hart bestrafte und windelweich prügelte.

„Ich habe verdammtes Glück gehabt“, so Heinz Hesdörffers Fazit in einer kurzen Fragerunde nach der Filmaufführung. Für Diakon Andreas Duhrmann (Ideengeber des Films) und Stephanie Otto, Jugendreferat evangelischer Kirchenkreis, ist diese Dokumentation nicht nur ein Blick zurück. „Die feindselige Ausgrenzung von Menschen ist auch heute zu beobachten.“ Nach dem Prinzip „nicht wegschauen, sondern hinsehen und für eine Welt ohne Rassismus eintreten“, lautet ihr Appell.

Das Bildungswerk Heinz Hesdörffer engagiert sich für dieses Ziel. Ein Teil seines Vermögens fließt in Studienfahrten, Seminare und sonstige Veranstaltungen, in denen Jugendlichen und jungen Erwachsene sich mit den Verbrechen des Nationalsozialismus auseinandersetzen und gegen jegliche Diskriminierung in der Gesellschaft sensibilisiert werden.

2013-08-30 FilmpremiereFoto: Heinz Hesdörffer bei der Filmpremiere im Cineplex zwischen Diakon Andreas Duhrmann und Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer sitzend.

Text und Foto von Stadt­ver­wal­tung Bad Kreuz­nach