„Durch die neue Situation mit Homeoffice und Lockdown waren keine Workshops vor Ort mehr möglich und wir haben  gedacht wir müssen unsere Inhalte anders zu den Leuten bringen“ sagt Bartlett vom Ausländerpfarramt und Amo Antwi ergänzt „Steffie und ich machen beide seit 15 Jahren Bildungsarbeit zu Themen wie Globale Gerechtigkeit, Fairer Handel, Flucht, Migration und eben Rassismus. Bei der Arbeit und auch im Freundeskreis hören wir immer wieder ähnliche Fragen, die wir mit Kartoffelpuffer stellen und beantworten möchten.“

Stefanie Bartlett und Gifty Amo AntwiDie Macherinnen der Video-Reihe: Stefanie Bartlett und Gifty Amo Antwi

Den Namen Kartoffelpuffer hat sich eine Kooperationspartnerin ausgedacht. „Der Name spielt einerseits ein bisschen mit der satirischen Bezeichnung von weißen Deutschen als Kartoffeln und soll auf der anderen Seite ein bisschen Leichtigkeit in das sehr ernste Thema bringen“ erklärt Bartlett und weiter: „Wir möchten vor allem ansprechbar rüberkommen, so dass Menschen sich trauen, uns auch Fragen zu stellen.“

Bisher gibt es drei Folgen Kartoffelpuffer. Die erste thematisiert wie man Schwarze Menschen adressiert bzw. welche Begriffe beleidigend sind und die zweite behandelt das Thema „Menschenrassen gibt es nicht!“. Die dritte Folge Kartoffelpuffer widmet sich sehr ausführlich der Frage „Was ist Rassismus?“ und erklärt, was weiße Menschen dagegen tun können.

Die Studentin Lena Schönfelder macht gerade ein Praktikum im Ausländerpfarramt und hilft bei den Bildungsvideos mit. Über die Reaktionen der Zuschauer*innen berichtet sie: „Viele sind total überrascht, dass man Schwarz in Deutschland sagen darf oder dass struktureller Rassismus auch in Deutschland existiert. Darum finde ich, dass Kartoffelpuffer ein sehr wichtiges und notwendiges Projekt ist.“

Die Situation in den USA um die Tötung von George Floyd hat Kartoffelpuffer dann nochmal besonders aktuell gemacht. Auch in Deutschland und hier in der Region gab es Demonstrationen und Proteste gegen Rassismus in der Mitte der Gesellschaft. „Kartoffelpuffer schafft eine Wissens-Grundlage um Rassismus ihn in seiner Komplexität besser zu verstehen“ beschreibt Bartlett die Intention des neuen Formats und fügt hinzu: „Bevor wir etwas gegen Rassismus tuen können, müssen wir erst einmal genau wissen, wovon wir reden – und wie wir möglichst diskriminierungsfrei darüber diskutieren können.“ Rassismus durchzieht die Gesellschaft auf verschiedenen  Ebenen und findet sich in verschiedensten Mechanismen wieder, er ist ein strukturelles Problem. „Wir müssen uns Rassismus wie ein dauerhaftes Virus vorstellen“ kommentiert Amo Antwi.

Die Klickzahlen bei Youtube sind viel höher, als die beiden Frauen erwartet haben. „Wir haben nicht mit so viel Interesse gerechnet. Viele Leute haben uns angeschrieben, sich bedankt und Verständnisfragen gestellt. Eine Freundin ist Lehrerin und hat das Video sogar in der Schule gezeigt. Das freut uns natürlich total“ so Bartlett.

„Kartoffelpuffer – Gifty & Steffie vs. Rassismus“ ist ein Projekt von „Wir – Flüchtlinge aktiver Bad Kreuznach“ und dem  Weltladen Unterwegs in Mainz, in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz.

Das Projekt „Wir Bad Kreuznach“ wird gefördert vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie vom Landkreis Bad Kreuznach.

Hintergrund:

Gifty Amo Antwi ist Ethnologin, Geschäftsführerin des Weltladen Unterwegs in Mainz und macht seit 16 Jahren Bildungsarbeit zu den Themen Rassismus, Fairer Handel und Gerechtigkeit.
Stefanie Bartlett ist Politikwissenschaftlerin und macht seit über 15 Jahren Bildungsarbeit zu den Themen Rassismus, Flucht / Migration und Fairer Handel. Sie arbeitet beim Pfarramt für Ausländerarbeit im Projekt „Wir Bad Kreuznach“ und ist zertifizierte Trainerin für Social Justice und Diversity.

Zu den Videos auf Youtube:

Folge 1: Grundbegriffe
Folge 2: Menschenrassen gibt es nicht!
Folge 3: Was ist Rassismus?

 

Text und Foto: Stefanie Bartlett, Ausländerpfarramt