Meile für Demokratie

Ab 14 Uhr konnten die 11 bunten Stände aus Pavillons von unterschiedlichen Jugendverbänden und Institutionen besucht werden. Aufgebaut direkt auf der für den Verkehr gesperrten Bundesstraße 48. Bereits das ergab einen bunten Kontrast zum optisch eher grauen, tristen Mahnmal einige Meter weiter.

Eine Einlasskontrolle überprüfte die Einhaltung der 3G-Regel, vergab Bändchen, bunte Masken und ein „Demo-Kit“ mit  eigenem, wiederverwendbarem Becher, Bleistiften im Stoffbeutel an die etwa 230 Besuchenden.

Die Stände luden zu unterschiedlichen Mitmach-Aktionen ein: Bei der Fotobox entstanden Portaits der Besuchenden mit „Sprechblasen“ für eigene Statements zum Thema, T-Shirts wurden per Siebdruck verschönert, Buttons gestaltet oder der mobile Wahl-o-mat befragt. Es gab Informationen zu den verschiedenen Jugendverbänden, Freiwilligenarbeit, Demokratie und Möglichkeiten der Partizipation in einer demokratischen Gesellschaft und zu Formen von Diskriminierung wurde sensibilisiert. Frisch zubereitete „Pizza gegen Rechts“, Waffeln und Heißgetränke sorgten für das kulinarische Wohl und halfen dabei, das ebenfalls eher graue und triste Wetter, besser genießen zu können.

Kundgebung „Wir sind da“

Ab etwa 15:45 Uhr konnte unsere Kundgebung direkt am Mahnmal stattfinden, nachdem die extremen Rechten ihr „Heldengedenken“ beendet hatten.

Auf Reden von Vertreter*innen der Politik wurde dabei bewusst verzichtet: Junge Menschen sollten zu Wort kommen. Passend zum Motto der Veranstaltung „Wir sind da“ erläuterten Jonas, Jana, Sophia, Flo und Maritschel aus dem evangelischen Kirchenkreis, warum sie „hier“ sind, was Demokratie für sie bedeutet, was sie wütend macht, was sie begeistert und motiviert:


Wir sind da: Verbände, Vereine, Organisationen und Privatpersonen, um ein starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu setzen.

Wir sind da: Junge Menschen, die sich in der Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit für Vielfalt, Toleranz und Demokratie engagieren.

Wir sind da, weil das, was sich vor 100 Jahren entwickelte und von 1933 bis 1945 in absoluter Grausamkeit entfaltete, sich nicht wiederholen darf.

Wir sind da und gedenken heute ALLEN Opfern des Nationalsozialismus, die verfolgt, gefoltert und ermordet wurden.

Wir sind da und erinnern uns an die, die engagierten Widerstand leitsteten und diesen mit dem Tod bezahlten.

Wir sind da! Wir schweigen nicht!

Die vollständigen Reden der Jugendlichen pdfgibt es als PDF und als Video auf dem Youtube-Kanal der Evangelische Jugend An Nahe und Glan.

Weitere Auszüge aus den Reden der Jugendlichen:

„Ich bin hier, um zu zeigen dass Hass keine Lösung ist. Dass wir weiterkommen, wenn wir zusammenarbeiten anstatt gegeneinander. Ich bin hier, um ein Zeichen zu setzen gegen eine veraltete Ideologie, die ihren hässlichen Kopf immer wieder erhebt und die Toten, die auf ihre Kosten gingen, noch im Tod instrumentalisiert als wäre es nicht ihre Schuld, dass diese Menschen hier gestorben sind.“

„Ich bin hier. Ich bin hier, weil ich mir Sorgen mache, um unsere Demokratie. Ich mache mir Sorgen, dass sie wieder in die falschen Hände gerät und dass wir schleichend einen Punkt erreichen, ab dem wir die Kontrolle verlieren, was mit ihr passiert.“

„Es fing an mit Hetze und Intoleranz. Und es fing an mit Menschen, die wegschauten.
Und genau das ist unser Auftrag, den uns die Überlebenden des Holocaust mit auf den Weg gegeben haben. Nicht wegzuschauen. Sondern genau hinzuschauen. Und sich gemeinsam dagegenzustellen, wenn wir im Alltag Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit erleben.“

„Ich bin da, HIER auf der Meile für Demokratie, weil ich klare Position beziehen will. Ich will Verantwortung übernehmen für mein Handeln und das Miteinander mit meinen Mitmenschen.
Ich protestiere hiermit gegen eine menschenverachtende Einstellung, Intoleranz und Hetze.“

Ich bin da, weil ich klare Position beziehen will. Es reicht mir nicht (mehr), mich über Ungerechtigkeiten aufzuregen, mir eine bessere Welt zu erträumen oder mich mit Ist-Zuständen zufrieden zu geben. Ich will mich einmischen, mitreden und Veränderung herbeiführen.

Danach folgten weitere Beiträge, vorgetragen als Poetry Slam. Dabei ging es den Vortragenden ebenso darum, was Demokratie und Politik für sie bedeutet, dass Intoleranz wütend macht. Genannt wurden Beispiele für die intolerante Gesellschaft, die Ungleichbehandlungen als Frau oder von queeren Menschen.

Kundgebung der extremen Rechten am Mahnmal

Von Kai Schwerdt

An der rechten Kundgebung nahmen Vertreter*innen der NPD, der Partei "Neue Stärke Rheinhessen" (Kameradschaft Rheinhessen) und des Nationalen Widerstand Zweibrücken (NWZ) teil. Mit Doris von Sayn-Wittgenstein war auch eine namhafte Politikerin der AfD vertreten.

Man gedachte u. a. dem kürzlich verstorbenen Holocaustleugner Henry Hafenmayer und kündigte an, die Gedenkveranstaltung künftig nicht mehr an zwei festen Tagen im Jahr (8. Mai und Totensonntag) zu begehen, sondern diese über das Jahr verteilen zu wollen.

Die Redebeiträge reichten von Geschichtsrevisionismus (Jan Jaeschke, NPD LV Baden-Württemberg, behauptete, Deutschland habe keinen Eroberungskrieg geführt), über Rassismus und Antisemitismus (Detlef Walk, NWZ, echauffierte sich über eine schwarze Schülerin, die am Volkstrauertag jüdische Lieder auf dem Soldatenfriedhof in Zweibrücken sang) bis hin zu wiederholten positiven Bezügen auf den Nationalsozialismus und Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf" durch den Schweizer Fabio Pietro Gervasi.

Trotz des Verbots politischer Reden – unter Beachtung des Totensonntags – und der positiven Darstellung des Nationalsozialismus, ging die anwesende Polizei nicht dagegen vor. In ihrer abschließenden Presseerklärung notiert sie keine "besonderen Vorkommnisse".

Fotos der Kundgebung der extrem Rechten

Album auf flickr.com von Kai Schwerdt

 

Fotos der Evangelischen Jugend an Nahe und Glan

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Weitere Fotos des Tages von Kai Schwerdt

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Mitwirkende Vereine & Verbände in alphabetischer Reihenfolge:

  • Alternative Jugend Kultur Bad Kreuznach e.V.
  • Begleitausschuss der Partnerschaft für Demokratie Bad Kreuznach im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben!
  • beJ-Nahe
  • Bund Deutscher Pfadfinder_innen
  • Der Treff, Offene Jugendarbeit Ev. Kirchengemeinde Kirn
  • Deutscher Kinderschutzbund e. V., Bad Kreuznach
  • Diakonische Gemeinschaft Paulinum
  • Ev. Jugend An Nahe und Glan
  • Fachstelle für Kinder und Jugendpastoral im Bistum Trier
  • Internationaler Bund
  • Kreisjugendförderung Bad Kreuznach
  • Kreisjugendring Bad Kreuznach e.V.
  • Netzwerk am Turm e.V.
  • Pfarramt für Ausländerarbeit im Kirchenkreis An Nahe und Glan
  • Stadtjugendförderung Bad Kreuznach
  • und viele weitere mehr