2016-08-10 freizeit boos01Auf der Kinderfreizeit schlossen Jungen und Mädchen aus aller Herren Länder miteinander Freundschaft.„Gemeinschaft – wir gehören zusammen“ lautete das Motto der Freizeit, das sich wie ein roter Faden durch die Spiele, das gemeinsame Essen und Singen sowie die Kunst-Workshops zog bis hin zu einem Gottesdienst mit der Gemeinde in der evangelischen Kirche in Boos. „Viele unterschiedliche Dinge ergeben ein Ganzes und ermöglichen einen eigenen Weg.“ Diesen Satz, so zitiert Zoë (11) aus Norheim, gab die Gruppe den Gottesdienstbesuchern als Bilanz ihres Zusammenwachsens mit auf den Weg. Zusammen mit Mila und Charlotte (beide 11) hatte sie mutig die Kanzel bestiegen und das Wort an die Gemeinde gerichtet. Die Mädchen verglichen die Gemeinschaft mit einem System von Zahnrädern, die ineinander greifen, und mit einem Garten, den man pflegen muss. Auch das Thema Vertrauen war ein wichtiges Element des von den Kindern gestalteten Gottesdienstes.

Die Hälfte der Jungen und Mädchen im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren stammte aus Familien mit Migrationshintergrund. Teilweise sind sie hier geboren oder schon lange in Deutschland. Allerdings prägen Fluchtgeschichten ihrer Eltern und Verwandten immer noch den familiären Hintergrund. Vier der Kinder kamen erst kürzlich an die Nahe und sprachen noch nicht gut deutsch. „Sie haben ihre Schlafsäcke mitgebracht, die sie schon auf der Balkanroute dabei hatten“, berichtet Ausländerpfarrer Siegfried Pick. Nach seiner Erfahrung wirkt sich die unsichere Zukunft der Kinder auch auf die Stimmung in der Gruppe aus. „Die Spannung, ob sie hier bleiben dürfen oder nicht, wird in der Freizeit erfahrbar und es geht nicht ohne Konflikte ab.“

Daher legten die sieben Betreuer großen Wert auf die Aufarbeitung des Tagesgeschehens in abendlichen Gesprächsrunden. „Jeder kann sagen, was ihm gefallen hat und was nicht“, erklärt der elfjährige Paul aus Bad Kreuznach. Ihm gefällt an der Abendrunde besonders, dass auch gelobt und belohnt wird, was nicht so gut geklappt hat. „Es gehört Mut dazu, im Schwimmbad vom Fünfmeterbrett zu springen, aber es ist noch mutiger zuzugeben, dass man sich nicht getraut hat“, meint er.

Nicht nur die Liebe, auch die Freundschaft geht durch den Magen und die Küche des Bootshauses spielte während der Freizeit eine zentrale Rolle. So begaben sich die Mädchen und Jungen auf eine kulinarische Weltreise. Einer ihrer Höhepunkte war der Besuch von zwei jungen Männern aus Pakistan, die als Flüchtlinge in einer Erstaufnahme-Einrichtung leben. Mit einer Fülle fremdländischer Zutaten und Gewürzen zauberten sie Leckerbissen wie Cakopops auf kleinen Spießen oder Kartoffelgulasch. Zum Nachtisch gab es Food-Art, mit Schokolade übergossene Früchte. „Es war anders lecker“, kommentiert Adrian (10). „Manches war ein bisschen scharf, aber das haben wir mit Milch wieder gelöscht.“

Die Küche im Bootshaus Boos war Ausgangspunkt einer kulinarischen Reise um die Welt. Reiseleiterin war Kochpädagogin Kerstin Keber (2. von links).Die Küche war Ausgangspunkt einer kulinarischen Reise um die Welt mit Kochpädagogin Kerstin Keber.Ein großer Gewinn war die Teilnahme von Kochpädagogin Kerstin Keber und Kunstlehrer Rainer Storck, die beide als Kreativkräfte an der Freizeit teilnahmen. Koch- und bildende Kunst trugen wesentlich zum Gelingen bei. Rainer Storck war mit den Kindern in Kunstworkshops aktiv, wobei ein großformatiges Liederbuch mit den beliebtesten Freizeit-Hits entstand. Möglich wurde das zusätzliche Kreativprogramm durch das Bundesprogramm „Kultur macht stark“. Was sich zwischen Kunst und Küche entwickelt hat, dokumentierten die Kinder in selbst hergestellten Videos, die sie jedem Besucher stolz präsentierten.

 

Text und Fotos: Marion Unger, Evangelischer Kirchenkreis An Nahe und Glan