Das neue Stück ist wieder einmal brandaktuell: Was Fleischkonsum und Massentierhaltung für den Klimawandel bedeutet, wissen wir mittlerweile. Weniger oft taucht in den Medien der Zusammenhang zwischen Fleischproduktion bei uns und mangelnder Ernährungssicherheit im globalen Süden auf. Bis vor Kurzem wurde auch der Zusammenhang zwischen Massentierhaltung und Pandemien nicht gesehen. Dabei liegt in unserem Ernährungsverhalten ein hohes Potential zur Abwendung dieser Katastrophen wie zur Beendigung unendlichen Tierleids – das Thema des Theaterstücks.

Innerhalb der Familie Schwarte prallen die Widersprüche aufeinander. Da ist zum einen Philipp, der Chef eines Fleischkonzerns, zum anderen sein Bruder, der Amtstierarzt, der zwischen allen Stühlen sitzt. Dessen Frau Marianne engagiert sich sich im Weltladen für den globalen Süden, die gemeinsame Tochter Lisa ist eine glühende Tierrechtlerin. Ihre Freundin Hanna, eine Linke, prangert die Arbeitsverhältnisse im Schwarte-Konzern an und versucht, sich in der Lokalzeitung der kleinen Stadt zu behaupten.

Welche Interessen, welche Verstrickung und Vorteilsnahme stehen einer Änderung dieser Verhältnisse entgegen? Im Mikrokosmos  einer deutschen Kleinstadt geht unser Stück dieser Frage nach.

Mit Blick auf die Hygieneregeln inszeniert, ist das Stück nicht nur ästhetisch ein spannendes Unterfangen. Es stellt unbequeme Fragen. Wie wirkt sich die Massentierhaltung aus? Auf den globalen Süden, auf unsere Umwelt? Was tun wir den Tieren an und letztlich: Was kommt bei uns auf den Tisch?

Der Philosoph Max Horkheimer hat unsere Gesellschaft mit einem Wolkenkratzer verglichen: Ganz oben die Eigentümer, die Finanzindustrie, die sich bekämpfenden Manager, darunter die politischen, militärischen und akademischen Eliten, gefolgt von Handwerkern, Proletariern und Kranken. Darunter das koloniale Massenelend, das alle Begriffe übersteigt, bis der Keller des Wolkenkratzers erreicht wird: »Unterhalb der Räume, in denen millionenweise die Kulis der Erde krepieren, wäre dann das unbeschreibliche, unausdenkliche Leiden der Tiere, die Tierhölle.“

Das Netzwerk am Turm e.V. veranstaltet den Abend in Zusammenarbeit mit der Gesundheit und Tourismus GmbH. Gefördert wird die Aufführung vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Wegen der Corona-Regelungen gibt es nur eine begrenzte Zahl von Tickets (12/8 Euro) beim Pfarramt für Ausländerarbeit telefonisch unter 0671-8459152.
Die Aufführung wird aber auch online präsentiert, wer sich meldet, erhält den Link für eine Live-Übertragung. Weitere Infos unter www.netzwerk-am-turm.de.

Veranstaltung im Rahmen der Interkulturellen Wochen 2020

Text und Foto: Siggi Pick, Netzwerk am Turm