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Einmal angekommen müssen sie eine schwierige neue Sprache lernen, während sie noch mit ihrem Herzen und ihren Gedanken in der Heimat sind. Die Angst um ihre Familien und Freund*innen dort bleibt, trotz der eigenen Sicherheit. Der Neubeginn ist ein Spagat: Wie kriegt man den Kopf frei? Wie funktioniert dieses Land? Ist man hier überhaupt erwünscht? Wie lange darf man wohl bleiben?

„Aus meiner Sicht ist Integration wie Kaffee mit Milch, wenn wir sie kombinieren, bekommen wir einen besseren und leckereren Geschmack.“ (Farah)

Der Wunsch, ein Teil der neuen Gesellschaft zu werden, schnell die Sprache zu lernen und eine Arbeit oder Ausbildung zu finden, ist bei vielen groß. So viele Lebensjahre hat man schon im Krieg und auf der Flucht verloren. Die Hürden sind jedoch hoch: Als „Flüchtling“ wird man in Deutschland oft abgestempelt und begegnet vielen Vorurteilen. Arbeitsuche, Wohnungssuche, Behördentermine oder auch Freund*innen finden - das alles ist schwierig. Was macht das mit der Motivation der Menschen?

„Im Leben gibt es immer schöne Zeiten, die uns die schwierigen Zeiten vergessen lassen.“ (Maryam)

Wir hören immer wieder Geschichten über geflüchtete Menschen. Es ist Zeit, dass sie selbst erzählen. Alle Protagonist*innen im Magazin haben ihre Geschichten unter Künstler*innennamen erzählt, damit sie sich frei und ohne Angst äußern konnten. Auch die Autorin der Texte, die alle Interviews geführt hat und die Idee für das Magazin hatte, bleibt anonym. In den Geschichten im Magazin zeigen sie ihre Perspektiven. Wie manövriert man durch eine so schwierige Situation, wie kommt man vorwärts bei so viel Widerstand? Wird man immer fremd bleiben? Und wie behält man die Hoffnung? Oder lässt man sie los?

„Wenn ich arbeite und Geld verdiene, bin ich kein Flüchtling mehr.“
Zitat aus dem Film „Wir sind jetzt hier“ von Niklas Schenck und Ronja von Wurmb-Seibel

Der Titel überGESTERN spielt auf einen kleinen Unterschied zwischen der arabischen und der deutschen Sprache an. Wörtlich übersetzt sagt man im arabischen „übergestern“ statt „vorgestern“. Dies ist ein kleines Beispiel, für die vielen neuen Dinge, die geflüchtete Menschen lernen (müssen) und die sich in größeren Bespielen fortsetzen.

Das bringt uns zu einer generellen Frage der Haltung gegenüber geflüchteten Menschen in Deutschland: Wollen wir übergestern als Fehler bewerten oder freuen wir uns über ein neues Wort und geben ihm vielleicht sogar den Titelplatz, weil es in seiner Doppeldeutung so gut passt. Oder weil es wichtig ist, dass Menschen Wertschätzung bekommen und Perfektion auch mal hinten anstehen kann.

Das Magazin ist zweisprachig (arabisch-deutsch). Es wird herausgegeben vom Projekt „Wir - Flüchtlinge aktiver“ des Pfarramt für Ausländerarbeit Bad Kreuznach (Ev. Kirchenkreis An Nahe und Glan). Die Arbeit des Wir-Projekts wird gefördert durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat sowie durch den Landkreis Bad Kreuznach.
Die Gestaltung übernahm das Büro Thiergarten (www.thiergarten.net).

Download des Magazins als PDF:
pdfüberGESTERN – Magazin über Schicksal, Realität und Hoffnung trotz Heimweh(8.02 MB)