Foto:Ministerin Irene Alt folgte aufmerksam den Spielszenen zum Thema GerechtigkeitMinisterin Irene Alt folgte aufmerksam den Spielszenen zum Thema GerechtigkeitGerechtigkeit war das Leitthema der diesjährigen Freizeit. Dazu hatten sich die Kinder einige kleine Szenen ausgedacht, die sie der Ministerin vorführten. Ungerechte Benotung in der Schule, Ausgrenzung, weil ein Kind eine andere Sprache spricht, Mädchen, die nicht mit Jungen spielen wollen – lauter Alltagssituationen, in denen Gerechtigkeit eine Rolle spielt.

Auch politisch ging es zur Sache und Irene Alt wurde hautnah mit den Problemen von Flüchtlingsfamilien konfrontiert. „Warum bekommt meine kleine Schwester, die hier geboren ist, einen deutschen Pass, meine Eltern und ich aber nicht? Das ist doch nicht gerecht“, fragte die zwölfjährige Valia, deren Familie aus dem Irak stammt und bereits seit zehn Jahren in Deutschland Asyl beantragt.

Die Ministerin stimmte dem Mädchen zu und berichtete, erst in der vergangenen Woche habe sie im Bundesrat für die doppelte Staatsbürgerschaft von Einwandererfamilien gekämpft. Sie habe diesen Vorschlag im Namen des Landes Rheinland-Pfalz eingebracht. Jetzt müsse die Bundesregierung darüber entscheiden. „Es kann aber sein, dass die Bundesregierung damit nicht einverstanden ist“, erläuterte Irene Alt.

Die Ministerin staunte nicht schlecht, wie stark sich bereits zehn- und zwölfjährige Kinder für Politik interessieren. Sie bekam kritische Fragen zur Abschiebepraxis von jugendlichen Flüchtlingen zu hören und wurde unter anderem über ihren Standpunkt zu den Abhörpraktiken des amerikanischen Geheimdienstes ausgefragt. Aber auch Persönliches wollten die Kinder wissen, etwa zur politischen Laufbahn der Ministerin.

2013-07-20-interkulturelle-freizeit 03Ein herzlicher Empfang wurde Ministerin Irene Alt (5. von links) beim Besuch der interkulturellen Kinderfreizeit des evangelischen Kirchenkreises An Nahe und Glan in Boos zuteil.

Beeindruckt zeigte sich Irene Alt von den demokratischen Regeln, nach denen die Tage der Freizeit gestaltet werden. Die Kinder stimmen über die Unternehmungen ab und übernehmen selbst Leitungsaufgaben. „In dieser Freizeit wird etwas gelebt, was ich selbst immer in meinen Reden fordere: die Teilhabe von jungen Menschen an demokratischen Entscheidungsprozessen“, erklärte die Ministerin. Auch für die Behandlung des Themas Gerechtigkeit fand sie viele lobende Worte.

Foto: Die Steuerung eines selbst gebauten Floßes ließ sich Ministerin Irene Alt erklären.Die Steuerung eines selbst gebauten Floßes wird Ministerin Irene Alt erklärt.Wenn die 21 Kinder und ihre acht Betreuer nach der Freizeit in ihre Familien zurückkehren, haben sie nicht nur viel gelernt, sondern auch handfeste Ergebnisse ihrer Aktivitäten im Gepäck. So bauten sie in der Holzwerkstatt ein Floß und setzten aus zwei Holzbrettern einfache Stühle zusammen, die bunt bemalt wurden. Dabei lernten sie den Umgang mit Bohrer und Kreissäge.

Bei der Zusammenstellung des Speiseplans ist es Ehrensache, dass nur Lebensmittel aus der Region und aus fairem Handel Verwendung finden. Also werden Milch und Eier bei Bauern in der Nachbarschaft geholt und im alten Backes in Boos Pizza gebacken. Mit gestärktem Selbstbewusstsein geht es am Ende der Freizeit wieder nach Hause.

Text und Fotos: Marion Unger, Evangelischer Kirchenkreis An Nahe und Glan